Wärmebilddrohne zur Wildtierrettung

Wärmebilddrohne zur Wildtierrettung

von Olaf Weddern

Viele von uns kennen die widerlichen Bilder wenn insbesondere Kitze dem frühen Mähen zum Opfer fallen. Ich mochte es jedenfalls nicht länger mit ansehen und habe zusammen mit einem Freund nach langer Planung in diesem Jahr zugeschlagen. Eine DJI Phantom 4 PRO mit FLIR 13mm Thermalkamera darf nun von uns geflogen werden. Leider sind der Preis und die rechtlichen Auflagen nicht ganz so einfach, wie der Wille etwas Gutes zu tun. Das Ergebnis aber spricht für sich!

Die empfohlene und ab 2 kg Abfluggewicht sogar vorgeschriebene Schulung zum „Kenntnisnachweis“ sollte man unbedingt mitmachen. Es gibt verdammt viele rechtliche Fallen in die man tappen kann (Flugverbotszonen, Datenschutz, Kunst-Urheberrechte, uvm.). Ferner verlangen viele Versicherungen diese Prüfung, denn jedes unbemannte Flugobjekt muss haftpflichtversichert sein. Eine Vollkaskoversicherung kann bei einigen Unternehmen ebenfalls abgeschlossen werden. Außerdem geben die Luftfahrtbehörden die tlw. erforderlichen Aufstiegs- bzw. Flugerlaubnisse (z. B. dichter als 100 m an Bahnanlagen oder Bundesstraßen) auch nur an ausgebildete Personen.

Nun aber zum eigentlichen Thema, die Wildtierrettung vor der ersten Grasmahd jetzt im Frühjahr. Wir sammeln selbst auch noch täglich Praxiserfahrungen, können aber in den wenigen Tagen schon einige Kitze und Hasen als gerettet zählen! Umgesetzt haben wir die Flugeinätze wie folgt:

  • Die zuständigen Jäger kümmern sich um die Absprachen mit den Bauern, wann wo gemäht wird. Die entsprechende Wiese wird uns per Kartenausschnitt in Papier oder digital mitgeteilt. Wir müssen diese dann kurz am PC einpflegen, da die Drohne sie anschließend vollautomatisch per GPS-Koordinaten abfliegen kann.
  • Die Wärmebildkamera funktioniert erstklassig, aber eben nur, wenn sich die Bodentemperatur von denen der Kitze unterscheidet. Mit aufgehender Sonne wird auch der dunkle Maulwurfshügel sehr schnell warm und die Fehlerquote steigt entsprechend.
  • Am „Mähtag“ ist Treffen morgen um 03.30 Uhr an der entsprechenden Wiese. Dann checken wir die Flugvorbereitungen/Wind/Wetter/Sicht usw. Ca. 04.00 Uhr starten wir. Sofern kein Kitz dort liegen würde, könnten wir ca. 30 ha die Stunde sicher abfliegen. Durch die „Stopps“ um mögliche Liegeplätze zu kontrollieren verzögert sich die Zeit entsprechend.
  • Die Jäger bringen Behälter zum Festsetzen der Kitze mit. (nicht zu knapp! An so einem Morgen über mehrere Flächen kommen schnell einige Kitze zusammen). Diese müssen luftig und ausbruchsicher sein (Hühnertransportkisten sind prima, oder Kunststoff-Gittertransport-boxen mit Deckel. Kartons gehen auch gut, sind aber schnell durchgeweicht. Die Kisten mit Kitzen werden jeweils in Nähe der Fundstelle an den Knick gestellt (ggf. Stellen markieren). Bestenfalls wird dann auch bald gemäht und die Tiere werden anschließend wieder freigesetzt.
  • Eier von z. B. Enten oder Fasanengelegen können ebenfalls gesichert und in eine Brutmaschine gebracht werden. Liegenlassen und drum rum mähen bringt erfahrungsgemäß nichts (Krähen, Fuchs usw…).

 

Um das Ganze zu finanzieren stehen wir unmittelbar vor der Gründung eines gemeinnützigen Fördervereins. Mit dem positiven Image und den dann ausstellbaren Spendenbescheinigungen finden sich leicht Geldgeber (Betreiber von Biogas- oder Windkraftanlagen, Lohnunternehmer, …). Wegbereiter für das Gesamtprojekt war bei uns übrigens der LJV Schleswig-Holstein, der uns einzelne Jäger dabei sehr unterstützt hat. In diesem Jahr wurden so bereits landesweit die ersten fünf Drohnen mit Thermalkamera privat beschafft, mehrere örtliche Fördervereine stehen vor der Gründung.

Wir sind absolut überzeugt von dem Projekt und freuen uns trotz der frühen Uhrzeit auf jeden einzelnen Einsatz! Bitte nachmachen!!!

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