Streitthema Jagd – Ausreden und Vorschläge zur Streitschlichtung

Streitthema Jagd – Ausreden und Vorschläge zur Streitschlichtung

„Willst Du schon wieder zur Drückjagd?“ – wer hat diesen Ausspruch nicht schon mindestens einmal zuhause gehört. Und wer – ganz ehrlich – hat sich deswegen nicht schon mindestens einmal eine Ausrede einfallen lassen, warum man gerade zu dieser Jagd fahren muss? Jagd1 gibt hier Tipps und Lebenshilfen weiter: Lesen Sie selbst, was sich der eine oder andere Weidgenosse einfallen lässt, um ungestört jagen zu können.

In wie vielen Jägerhaushalten gibt es immer wieder Streit: In der Regel möchte der Herr des Hauses ungehindert seiner Passion nachgehen und setzt dies auch mehr oder (meist) weniger feinfühlig durch. Die Dame des Hauses bleibt mit dem Rest der Familie zuhause und ist dementsprechend schlecht gelaunt. Dabei gibt es eine Fülle an Möglichkeiten, die Hürde „Familie“ elegant zu nehmen. Vielleicht finden Sie sich in der einen oder anderen (wahren!) Anekdote wieder – oder sie lernen sogar noch etwas dazu.

Keine Blumen, keine Pralinen, kein anderer Hirsch

Kürzlich hatte ich eine Rotwildjagdwoche in der sächsischen Schweiz gebucht. Am Abend des ersten Jagdtages konnte ich zufällig folgendes Gespräch zwischen dem Forstbeamten und seiner Frau mit anhören: „Wo ist eigentlich unser Jagdgast Herr M.?“ „Ach der kommt erst morgen. Er sagte am Telefon, dass er Stress mit seiner Frau habe“. „Warum das denn? Seine Anmeldung stand doch schon lange fest, ebenso seine Hotelbuchung im Dorf“. „Das schon. Aber seine Frau hat gemeckert, ob er wirklich die ganze Woche wegbleiben will. Daraufhin hat er sich gestern bei mir gemeldet und gesagt, er kommt um des lieben Friedens willen nur vier Tage. Er wollte auch wissen, ob ich weiß, wo hier in der Nähe eine Gärtnerei ist. Damit er auf dem Rückweg noch einen Blumenstrauß besorgen kann“. Der Forstbeamte konnte sich an dieser Stelle ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Meine Herren, Blumen wirken ja manchmal Wunder, aber ein Blumenstrauß als Besänftigung oder gar Entschuldigung ist so alt, wie es Gärtnereien oder Blumensträuße gibt. Lassen Sie sich doch einmal etwas anderes einfallen (Nein, bitte auch keine Pralinen, selbst wenn es die Lieblingssorte der Gattin ist).

Wie wäre es zum Beispiel hiermit: Sven Harmann ist passionierter Nimrod. Insbesondere das Schwarzwild liegt ihm am Herzen. Schon beim Gedanken an die Mondjagd auf Schwarzwild im Februar in Brandenburg krippelt es gewaltig Letztes Jahr erlegte er zwei Frischlinge (ohne Abschußentgeld!) und einen Keiler („War auch günstig“).

Um seine Frau milde zu stimmen, organisiert er selbständig (!) mindestens alle zwei Monate ein Wochenende, an denen die beiden alleine – ohne Kind, Kegel und Jagd – etwas unternehmen. Sei es eine Städtetour (nach Rom, Prag und München wollte sie schon immer mal), einen Theaterbesuch mit vorangegangenem Restaurantbesuch (bitte nicht die Pommes-Bude an der Ecke) oder ein Ausflug nach Rügen. Siehe da – Harmann zieht dieses Programm über das Jahr verteilt durch – und hat damit ohne Murren und Meckern alle erdenklich jagdlichen Freiheiten!

Geschenk-Methode und der Anti-Stress-Trick

Ein Bekannter macht es ebenso geschickt. Er hat von jedem Rothirsch, den er bis jetzt erlegt hat, natürlich die Grandeln aufgehoben. Kommt er von der erfolgreichen Jagd nach Hause, hat er das Geweih noch nicht dabei. Der Revierförster, in dessen Revier er waidwerkte, wird stattdessen mit der (entgeldlichen) Trophäenpräparation und -lagerung beauftragt. Erst wenn der „Juwelier seines Vertrauens“ die Grandeln in ein schönes Schmuckstück verwandelt hat, lässt er das Geweih abschicken (Foto: Juwelier Mehlbreuer).

Natürlich wird dann erst die Aufmerksamkeit für die Frau Gemahlsgattin überreicht. „Ach Schatz, das wäre doch nicht nötig gewesen. Das passt ja perfekt zu den Ohrringen, die ich schon habe!“ – diese Worte klingen meinem Bekannten ebenso wohl in den Ohren wie der Brunftruf des Hirsches, dessen Geweih (nach den Trophäengebühren fragt Madame nicht mehr!) er wie nebenbei in seinem Jagdzimmer aufhängt. Zugegeben, diese Besänftigungsvariante ist etwas kostenintensiver und irgendwann sind auch die Ideen zur Schmuckverarbeitung aufgebraucht. Aber: Die Ausgabe für ein kleines Schmuckstück sollte Ihnen Ihre Herzenskaiserin wert sein. Wenn dafür wieder Monate lang Ruhe unter dem heimischen Dach herrscht…

Apropos Ruhe

Was sagte unlängst ein kluger Weidmann: „Wenn meine Frau ein Wochenende zu ihrer Schwester fahren möchte oder mit ihrer Freundin eine Shoppingtour mit anschließendem Kinobesuch machen möchte, habe ich nie etwas dagegen. Da hat man bei der nächsten Diskussion (Jagd auf Trophäenträger – Damwild AK 3 und 4, Oberförsterei Borgsdorf!) ein wunderbares Argument.“

Aber Obacht; hier kann „Mann“ eben auch in eine Falle laufen. Erstens: Die Herbstwochenenden müssen für ihn gesichert sein. Zweitens: Die Version der jungen Ehefrau: „Da ich weiß, wie gerne mein Mann mal ein verlängertes Wochenende jagen geht, habe ich überhaupt keine Probleme, meine neuen Schuhe oder ein neues Kleid zuhause zu präsentieren. Falls er aufwerfen sollte, brauche ich eigentlich nur das Stichwort „Jagd1.de“ zu sagen, dann ist er das Thema durch.“ Hier heißt es abwägen, meine Herren…

Auf Familie machen

Als besonders ungeschickt gilt es übrigens auch, im Beisein der Ehefrau zu Jagdfreunden folgenden Satz zu sagen: „Nein, tut mir leid, an diesem Wochenende kann ich nicht. Da muss ich in Familie machen!“. Wenn Ihre Frau bisher noch nicht auf das Thema Jagd angesprungen ist, dann mit Sicherheit bei diesem Spruch. „In oder auf Familie machen“ ist eine Aussage, die man vor der jeweiligen Lebensabschnittsgefährtin tunlichst vermeiden sollte.

Eine Freundin merkte dazu an: „Wenn mein Mann sagt, er muss in Familie machen, habe ich den Eindruck, er verbüßt eine Haftstrafe. Ich sehe dann absolut Rot und es läuft gar nichts mehr.“ Also, meine Herren, Worte sich nicht Schall und Rauch, überlegen Sie sich gut, was sie in welchem Kreis sagen. Versuchen Sie es positiv zu umschreiben. „Ich verbringe das Wochenende mit meiner Familie“ oder „Wir haben zusammen einen Ausflug geplant“ ist zwar auch nicht unbedingt Pulitzer-Preis verdächtig, aber immerhin besser als Sie-wissen-schon-was.

Es gibt aber auch Weidmänner, die nehmen ihrer Familie gleich den Wind aus den Segeln, was jegliche Argumente gegen das Jagen betrifft. Wie das funktioniert? Eigentlich ganz einfach: Nehmen Sie Ihre Frau zum Jagdwochenende mit und organisieren Sie ein Nebenprogramm für sie, in dessen Rahmen Sie alle Freiräume haben. Ihre Frau kann zum Beispiel einen Golf-Kursus machen und anschließend den Wellness-Bereich des Hotels belegen, während Sie auf dem gleichen schönen privaten Landsitz nördlich von London Fasanen jagen!

Liebe geht durch den Magen

Generell ist es immer eine gute Möglichkeit, die eigene Familie von den positiven Seiten der Jagd zu überzeugen, in dem man auch das mit Liebe „handgeschossene“ Wildbret des Rotsechsers auf den heimischen Tisch bringt (Keine Miene verziehen jetzt, „sie“ schaut gerade rüber). Bitte Wildbret nie in der Form, dass man der (Haus-)Frau ein noch schweißendes Stück Keule auf den Tisch knallt und sagt: „Das ist unser Sonntagsbraten“. Wenn man(n) nicht selber kochen kann/will, muss das Fleisch so vorbereitet sein, dass es zur Weiterverarbeitung ansehnlich aussieht.

Wenn es dann die leckeren Rotwild-Steaks, Produkte eines herrlichen Einzelabschusses (Morgengrauen, Nebel, Rotachter) in der Oberförsterei Grimnitz, zusammen mit der Lieblingsbeilage der Kinder zum Mittag gibt, ist die halbe Miete schon gewonnen. Noch besser: Finden Sie in Ihrer Umgebung einen exzellenten Wildschlachter oder lassen Sie sich diesbezüglich beraten. Der Profi verarbeitet Ihr Stück brat- und pfannenfertig und würzt es nach Wunsch. Probieren Sie doch auch mal etwas Neues aus, zum Beispiel Wildhack (Papa macht jetzt Pasta und Hack selber!). Wild muss nicht immer als Keule im Stück auf den Tisch. Und immer dran denken: Ihr Grimnitzer-Rothirsch der Klasse IIIb ist Ihrerseits natürlich auch wegen des leckeren Wildbrets geschossen worden…

Die Waffe oder ich

Ein häufiges Streitthema in Sachen Jagd ist leider auch das liebe Geld. Wenn sich der Ehemann mal eine Drückjagd gönnt, sieht sie nicht die bisherige Sparsamkeit („Ich war schon über einen Monat nicht mehr los, Schatzi“), sondern nur die plötzliche Geldausgabe. Lassen Sie sich auf jeden Fall etwas einfallen, was überzeugend klingt. Den günstigen Preis der Drückjagd oder des Einzelabschusses (Wer will das überprüfen???) oder die Gegenüberstellung mit den Ausgaben der Liebsten, die ständig alle deutschen Versandhändler bemüht, um Schühchen, Hemdchen und Mäntelchen zu kaufen! Abgesehen davon, warten Sie einen günstigen Moment ab. Die Vorführung der Drückjagdanmeldung bei einem gemütlichen Abend mit Freunden, ohne dass Ihre Partnerin von der Anschaffung wusste, gilt nicht nur bei Außenstehenden als undiplomatisch.

Der Vielfalt der Ausreden sei Dank – für jagende Ehemänner ist noch nicht Hopfen und Malz verloren, im Gegenteil. Mit ein wenig Fantasie und kleinen (aber sich lohnenden) Bemühungen gelingt es relativ einfach, den nicht-jagenden Part der Familie auf seine Seite zu ziehen. Und denken Sie daran: Hier ein Essen bei ihrem Lieblingsitaliener und dort das Familien-Wochenende – dies alles wirkt Wunder für die gute familiäre Stimmung und verschafft Ihnen die Freiräume, die Sie haben wollen. Es ist sicherlich mit ein wenig Anstrengung verbunden, Jagd innerhalb der Familie so zu verkaufen, dass alle zufrieden sind, aber Ihren Lebensbock bekommen Sie in der Regel auch nicht einfach so, sondern Sie müssen etwas dafür tun. Sehen Sie es einfach als spezielle Hege an, Ihre Familie und die Jagd in Einklang zu bringen. Sie schaffen das!

1 Kommentare

Jochen
6. Oktober 2020

Ein Text wie aus den 50ern des 20. Jhds. Unglaublich fade und so weit weg von der Realität. Allein die Idee, dass sich eine Jägersfrau heute noch über Grandelschmuck freuen könnte...

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Jagd1 Redaktion
10. Oktober 2020

Hallo Jochen,
vielen Dank für Ihre Anmerkungen. Sie haben recht, dass Vieles von dem Beitragsinhalt eher verstaubt erscheint und nicht mehr die aktuelle Situation wieder spiegelt. Eine sehr schöne Entwicklung der letzten Jahre zeigt, dass zunehmend Frauen sich für die Jagd begeistern und sich aktiv an unserem geliebten Waidwerk mit einbringen. Allein die stetig steigenden Zahlen der weiblichen Teilnehmer in den Jungjägerkursen zeigt deutlich diesen Trend. Wir werden dieses Thema sicher noch einmal aufgreifen und auf einen aktuelleren Stand bringen.
Viele Grüße und Waidmannsheil
Ihr Jagd1-Team

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