Das Jagdrevier im August – Die Jagd auf Feisthirsche

Das Jagdrevier im August – Die Jagd auf Feisthirsche

In diesem Jahr kann ich mich auch nicht schon wieder davor drücken, etwas zum Thema Feisthirsche und „Waldgespenster“ zu Papier zu bringen. Zunächst die Frage, wo Vorteile und Nachteile der Bejagung unserer Feisthirsche liegen.

Hirsche im Rudel erleichtern das Altersansprechen

FeisthirschVorteilhaft wirkt sich aus, dass viele Hirsche im August noch im Rudel stehen und uns so den Vergleich bzw. die Altersansprache erleichtern. Insbesondere deren Kirchgang in den späten Vormittags- und/oder den Mittagsstunden erlaubt uns gutes Ansprechen. Dies funktioniert aber nur in Revieren, in denen das Rotwild Ruhe hat und überwiegend tagaktiv ist. Wer jeden Tag um die Einstände abfährtet, wer dauerhaft nachts und überall ansitzt, kennt solche Anblicke nicht: Wo sämtliches Wild nur noch zur Dämmerungs- oder Nachtzeit auf die Äsungsflächen tritt, dort hält sich bis heute die Sage von den „Waldgespenstern“.

Ob tag- oder dämmerungsaktiv: Besonders unseren Wildäckern kommt im August eine große Bedeutung zu. Schaffen wir es, durch besondere Leckerbissen unsere Feisthirsche einerseits ans Revier zu binden, andererseits sie – bedingt durch großen Hunger – auf diese Flächen bei guten Licht zu locken? Hier ist auch der vorsichtigste Feisthirsch verwundbar!

Gut gepflegte Suhlen zahlen sich aus

Zweite Achillesferse des Geweihten: Nichts liebt der Feisthirsch in den heißen Sommertagen mehr als ein kühlendes Schlammbad! Jetzt bewähren sich unsere Suhlen, die wir rechtzeitig gepflegt haben und an denen auch schon seit langer Zeit Ruhe herrscht. Jetzt ist die Zeit, wo wir uns eine Ausnahme genehmigen können: den Ansitz an einer Suhle in der Nähe des Sommereinstandes des Feisthirsches. Dieser Ansitz lohnt sich insbesondere um die Mittagsstunden und birgt um diese Zeit noch einen Vorteil: Wir stören nicht beim Aus- und Einwechseln in den Abend- und Morgenstunden, haben – hoffentlich – eine genaue Vorstellung, wo der Hirsch herkommt (Einstand) und wo er hin will (Suhle) und haben zudem den aktuellen Wind vor Ort rechtzeitig und gewissenhaft prüfen können.

Wettlauf mit der Zeit – Und wieder tickt die Uhr!

Aber die Jagd auf den Feisthirsch birgt auch Nachteile: Jeder im August erlegte kapitale Hirsch fehlt später bei der Brunft. Wie steht es denn um unsere reifen Hirsche? Nehmen genug alte Recken an der Brunft teil? Je mehr alte Hirsche im Bestand fehlen, umso unausgewogener ist das Geschlechterverhältnis.

Ein weiterer Nachteil ist zwangsläufig die Beunruhigung des Reviers durch unsere Präsenz und unsere Jagd. Hier muss jeder Revierinhaber selber seine Rechnung aufmachen: Ist es dieser Geweihte „wert“, unter Umständen andere Hirsche zu vergrämen oder Kahlwild zu beunruhigen, das dann das Revier verlässt? Wie groß ist mein Revier, d.h. störe ich zu massiv?

Diese Fragen stellen sich selbstverständlich in jenen Revieren nicht, welche nur Feisthirsche haben, die vor der Brunft wieder abwandern. Hier entsteht – je nach Wetterlage – ein Wettlauf mit der Zeit. In Feldrevieren bangt der Jäger, wann die Roggen- und Weizenschläge abgeerntet werden. Kommt morgen der Mähdrescher? Hilft der Regen, die Ernte zu verzögern oder nimmt er mir das Büchsenlicht? Manchmal entscheiden Stunden darüber, ob der Abschuss des ersehnten Hirsches noch gelingt.

Im Waldrevier, das nur Feisthirsche kennt, bleibt zwar der Druck durch die mögliche Ernte aus, doch auch hier setzen sich die Hirsche im August Richtung Brunftreviere in Bewegung. Die Probleme stellen sich mancherorts so dar: Wie viele Touristen bevölkern in der Ferienzeit meinen Wald und habe ich dann noch ausreichend Ruhe und Gelegenheit an meine alten Hirsche zu kommen?

Apropos alter Hirsch: Fast immer verknüpfen wir unsere Gedanken und Bemerkungen rund um den Feisthirsch mit alten Recken. Warum, wenn wir uns über das Geschlechterverhältnis und die Anzahl alter Hirsche zur Brunft nicht sicher sind, jagen wir nicht auch ebenso gerne auf mittelalte oder gar junge Hirsche? Wildbiologisch ist es sicher weniger bedenklich, wenn wir im August schon damit beginnen, den einen oder anderen Hirsch der Jugendklasse zu erlegen.

Auch hier heißt es wieder, die Vor- und Nachteile abzuwägen. Welche Jagdstrategie greift in meinem Revier am besten? Diese Frage muss jeder Revierinhaber selber beantworten. Im Juli und August Jagdruhe einhalten, um in der Brunft genug Kahlwild und (alte) Hirsche zu haben? Oder die Hirsche der Klasse II und III (so letztere denn gefegt haben) schon Anfang August oder Ende August zu bejagen, um später, nach der Brunft, nicht in Abschussdruck zu geraten?

2 Kommentare

Hans
11. Januar 2019

Hier haben wir den klassischen geistlosen Naturschützer von der Sorte: warum einen Hirsch schießen solange der Kühlschrank voll ist.
An die Schweine und Rinder aus Großmastanlagen, die er verdrückt, denkt er bestimmt nicht.

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Hans
1. März 2009

Hier haben wir den klassischen geistlosen Naturschützer von der Sorte: warum einen Hirsch schießen solange der Kühlschrank voll ist.
An die Schweine und Rinder aus Großmastanlagen, die er verdrückt, denkt er bestimmt nicht.

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