Das Damoklesschwert ASP

Das Damoklesschwert ASP

Seit einigen Jahren werden wir mit der zunehmenden Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) konfrontiert. In den letzten Wochen verschärfte sich die Lage und die letzten Fälle lagen nur noch unweit vom deutschen Bundesgebiet entfernt. Aufgrund der aktuellen Situation wollen wir im Folgenden ein paar Informationen und Verhaltensregeln zur ASP geben.

Hintergrundinformationen zur ASP

Die Schweinepest ist eine Viruserkrankung, die seuchenartig auftritt und für Haus- und Wildschweine gleichermaßen eine Gefahr darstellt. Erkrankte Tiere verenden innerhalb kurzer Zeit, ohne eine Heilungschance oder in Hauschweinbeständen einer Möglichkeit zur vorbeugenden Schutzimpfung. Das Virus ist sehr widerstandsfähig und kann auch noch lange Zeit ohne Wirt oder in verarbeitetem Fleisch infektiös bleiben. Daher besteht eine sehr große Verbreitungsgefahr nach dem Kontakt mit infizierten Tieren und bedeutet für uns Jäger eine besondere Beachtung der Hygiene. Mögliche Übertragungswege sind der Kontakt von Tier zu Tier, über kontaminierte Gegenstände oder über Blut von toten Tieren. Beutegreifer können das Virus in der Regel nicht verschleppen, da das Virus die Magen-Darm-Passage nicht überlebt. Für Menschen besteht keine direkte Ansteckungsgefahr, aber die Folgen für die Wirtschaft, insbesondere die Landwirtschaft, sind nicht absehbar.

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Ausbreitung der ASP in den letzten Jahren

Einen Überblick über die Verbreitung der Seuche der letzten Jahre bekommt man in einem Video des Friedrich-Löffler Instituts. Die animierte Grafik zeigt sehr eindrucksvoll die Risiken, aber auch Chancen bei der Ausbreitung der ASP.

Rückschlüsse aus der Seuchenentwicklung

  • Die Seuche ist keine kurzzeitige Erscheinung, sondern wird uns sicher auch noch die nächsten Jahre beschäftigen.
  • Mit zunehmenden Seuchengeschehen in den baltischen Staaten und Ostpolen zeigt sich, dass ein nicht rechtzeitiges Eingreifen und Isolieren der Krankheitsherde zu einer unkontrollierten Ausbreitung führt.
  • Der Hauptvektor für die Ausbreitung ist der Mensch. Dies erklärt auch die Sprünge nach Tschechien, Belgien und zuletzt an die deutsche Bundesgrenze zu Westpolen.
  • In Tschechien und Belgien griffen die gut vorbereiteten Notfallpläne und die Ausbreitung der Seuche konnte auf ein Minimum reduziert werden.

Verpflichtungen für uns Jäger

Da es sich bei Afrikanischen Schweinepest um eine anzeigepflichtige Krankheit handelt, müssen wir Jäger uns besonders gut mit den möglichen Symptomen vertraut machen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dass die ersten Fälle in Deutschland innerhalb der Wildschweinbestände ausbrechen, da die Hausschweinbestände vorerst seuchenhygienisch gut abgeschirmt sind. Anzeigepflicht bedeutet, dass bereits der Verdacht zur Meldung bei den Veterinärbehörden verpflichtet. Dies gilt inzwischen auch für Fallwild bei Wildschweinen, bei denen keine direkten Todesursachen erkennbar ist. Dabei kann die Meldung auch im Internet beim deutschen Tierfundkataster erfolgen. Die Veterinärbehörden werden dann automatisch informiert.

Symptome

Grundsätzlich müssen wir Jäger als kundige Person nicht nur am erlegten Stück, sondern bereits bei der Lebendbeschau auf bedenkliche Merkmale achten. So können Scheuverlust, apathisches Verhalten oder auch das Absondern von der Rotte Hinweise auf eine mögliche Schweinepestinfektion geben. Aufgrund des hohen Fiebers suchen betroffene Stücke oft auch Gewässer auf, wo sie sich Kühlung verschaffen. Auch ein Austreten von Blut aus Körperöffnungen kann sichtbar sein. Am erlegten Stück sollten die Organe sorgfältig auf Veränderungen betrachtet werden. Insbesondere die Lymphknoten können uns einen guten Überblick über den Gesundheitszustand der erlegten Sau geben. Am auffälligsten können die punktförmigen, stecknadelkopfgroßen Einblutungen auf den Organen sein. Auf den Nieren kann man diese in der Regel besonders gut erkennen. Bilderfolgen über Organveränderungen finden Sie in einer Publikation des Friedrich-Löffler-Instituts.

Was können wir Jäger noch tun ?

Auch wenn der Hauptvektor zur Seuchenausbreitung der Mensch darstellt, ist es trotzdem notwendig, dass wir Jäger möglichst effektiv, mit allen uns jagdrechtlich zur Verfügung stehenden Mitteln, den Schwarzwildbestand reduzieren. Dies kann im Fall eines Ausbruchs ein wichtiger Faktor bei Eindämmung der Seuche sein. Wenn das Virus auf möglichst wenige potentielle Wirte trifft, kann es sich auch wenig verbreiten. Zusätzlich sollen wir Schlachtabfälle und Aufbrüche vom Schwarzwild nicht im Revier entsorgen, sondern über die Tierkörperbeseitigung unschädlich beseitigen. Grundsätzlich müssen wir wachsam durch das Revier gehen und möglichst frühzeitig Fallwild von Wildschweinen auffinden. Auch wenn für den einen oder anderen die Schweinepest derzeit räumlich noch weit entfernt ist, kann sie durch die menschliche Verbreitung überall im Bundesgebiet ausbrechen.

In einem weiteren Beitrag stellen wir Maßnahmen vor, um möglichst einen Ausbruch oder Verbreitung der Seuche zu verhindern. Diese können wir bereits jetzt schon in die täglichen Jagdabläufe integrieren.

In dem Beitrag „Eilmeldung zur ASP“ können Sie die aktuellen Entwicklungen zur ASP nachlesen.

1 Kommentare

Thijlbert Strubelt
20. Januar 2020

Sehr geehrte Damen und Herren,
besten Dank für Ihre Informationen zur ASP. In den beiden Beiträgen fallen mir jedoch zwei Aussagen auf, die ich für widersprüchlich halte:
"Auch Hunde können das Schweinepestvirus aktiv verbreiten. Gerade bei Gesellschaftsjagden besteht hier ein großes Gefahrenpotential, da die Hunde häufig unbeobachteten Kontakt mit erlegten Wildschweinen haben. Über im Fell oder Pfoten anhaftenden Schweiß kann das Virus unkontrolliert verschleppt werden."
und
"Beutegreifer können das Virus in der Regel nicht verschleppen, da das Virus die Magen-Darm-Passage nicht überlebt."
Können Beutegreifer nicht ebenfalls über kontaminiertes Fell oder mit dem Blut der Beute verschmierte Pfoten das Virus weitertragen? Wo ist der Unterschied zum Hund?
Mit besten Grüßen
T. Strubelt

Antworten
Jagd1 Redaktion
20. Januar 2020

Sehr geehrter Herr Strubelt,
vielen Dank für Ihren Beitrag. Sie haben natürlich recht, dass Fuchs, Dachs und Co auch den Virus über das Fell oder die Pfoten verbreiten könnten. Wir wollten im ersten Teil unserer Serie nur gegen die Gerüchte vorgehen, dass in der Losung unserer Beutegreifer aktive Viren enthalten sein können.
Viele Grüße
Das Jagd1-Team

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